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Musik die Hoffnung schenkt

Christian Enzler (Foto: Felix Zgraggen)
Interview mit Kirchenmusiker Christian Enzler zum 10 Jahre Jubiläum der Mathis Orgel in der Brudel Klaus Kapelle, Au
Felix Zgraggen,
Lieber Christian,
Herzlichen Dank für die festliche Musik das ganze Jahr über und besonders in diesen speziellen Zeiten. Johanna Jud und du haben über Weihnachten einmal mehr dafür gesorgt, dass der Gesang der Engel auch in Wädenswil erklungen ist!

Wie war Weihnachten und der Jahreswechsel für dich und deine Familie?


Coronabedingt hatte ich ausschliesslich in den Gottesdiensten die Möglichkeit, öffentlich zu musizieren. Somit war die Weihnachtszeit für mich eher ruhiger als sonst. Dies hätte mir die Möglichkeit gegeben, bei den verschiedenen Familientreffen dabei zu sein. Da wir jedoch eine grosse Familie sind, waren auch diese eingeschränkt.

Die Massnahmen trafen auch uns hart: Der Kirchenchor pausiert. Es ist kein Volksgesang erlaubt... Was gibt dir Kraft, das Beste daraus zu machen?

Es tut mir sehr leid, dass der Kirchenchor und die Schola kaum proben und nur wenige Gottesdienste mitgestalten konnten. Auch das solistische Vortragen der Gemeindelieder ist für mich sehr ungewohnt. Was mich aber immer wieder motiviert, ist die Tatsache, dass die Gottesdienstbesucher unsere Musikeinlagen sehr schätzen. Wir bekommen immer wieder Rückmeldungen, dass unsere Musik vielen – gerade in dieser Zeit – Hoffnung schenkt.

Welche Musik hörst du gerade?

Da ich aus Berufsgründen sehr viel Musik aus verschiedenen Stilrichtungen höre, tue ich dies kaum in meiner Freizeit. Zudem spiele ich lieber selber. Aber mein letzter Hörgenuss war das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker.

Du kennst viele Lobpreis Lieder und dirigierst einen Männerchor: wofür schlägt dein Herz?

Die musikalische Abwechslung macht das Musikerleben süss.

Die Orgel wird auch als Königin der Instrumente bezeichnet. Woher kommt das?


Im Vergleich mit anderen Instrumenten verfügt die Orgel über ein sehr grosses klangliches Spektrum. Sie kann sowohl ganz tiefe wie auch sehr hohe Töne von sich geben. Des Weiteren kann man der Orgel sehr leise und feine Töne entlocken. Bei entsprechender Registrierung schwillt ihr Klang dagegen zu einem raumfüllenden Fortissimo an. Ihre Auszeichnung zur Königin der Instrumente verdankt sie aber vor allem der Fähigkeit, verschiedenste Instrumente imitieren zu können, wie Trompete, Fagott, Oboe, Flöte oder verschiedene Streichinstrumente, um nur einige Beispiele zu nennen.

Wir haben drei sehr unterschiedliche Gottesdiensträume in der Pfarrei. Wie ist das mit den jeweiligen Orgeln?
Jede dieser Orgeln hat ihren eigenen Charakter und ihre ganz spezifischen Möglichkeiten.
Nämlich?
Die mechanische Kuhn Orgel mit ihren sieben Registern in der St. Anna-Kapelle weist einen soliden und kräftigen Klang auf.
Dem gegenüber verfügt die Orgel in der Pfarrkirche St. Marien ebenfalls aus dem Hause Kuhn mit ihren dreissig Registern über mehr Spielmöglichkeiten.

Was sind die Vorzüge der Mathis-Orgel in der Bruder Klaus Kapelle?

Ihre Traktur (Tastatur) spricht sehr schnell an und reagiert äusserst präzise und klar. Überdies verfügt die Disposition mit ihren zehn Registern über eine vielfältige Klangfarbenpalette, welche den Raum der Kapelle auch in Bezug auf die Klangstärke angemessen ausfüllt. Eine Spezialität dieser Orgel ist sicherlich das aus zwölf unterschiedlichen Tönen bestehende Glockenspiel im Turm, welches sich auch vom Orgelspieltisch aus bedienen lässt.

Welche Orgel verursacht am meisten «Muskelkater»?

Natürlich ist jede Orgel anders zum Spielen, da jede ihren eigenen Tastenanschlag hat.
Allerdings kannte man im Mittelalter die Bezeichnung: die Orgel schlagen. Dieser Begriff entstand, weil die Traktur sehr schwer zu bedienen war und somit einen erheblichen Kraftaufwand benötigte. Hier kann man als Vergleich eine alte mechanische Schreibmaschine einer modernen PC-Tastatur gegenüberstellen. Glücklicherweise aber hatte ich bisher nach dem Orgelspiel auf unseren Instrumenten noch nie Muskelkater.

Anlässlich des 10 Jahre Jubiläums der Mathis Orgel hier in der Au war ein Konzert im Februar mit Johanna Jud und dir geplant. Kann es stattfinden?

Unter den gegenwärtigen Umständen haben wir beschlossen, es auf den Sommer zu verschieben. Aber nimm doch einen kleinen «Orgelgruss» auf.

Gute Idee! Ich werde versuchen, nicht allzu sehr mit der Kamera zu wackeln…



Wünsche und Träume eines Kirchenmusikers?

Zurzeit ist mein grösster Wunsch, dass in den Gottesdiensten der Gemeindegesang wieder zum Lob Gottes erklingen darf. Daneben gibt es für einen Musiker kaum etwas Schöneres, als wenn die Zuhörer von seiner Musik berührt und ergriffen sind. Ich hoffe, dass wir auch in Zukunft die Menschen mit unserer Musik erfreuen dürfen.

Lieber Christian, herzlichen Dank für das Interview und die Einblicke in die Welt der Kirchenmusik.
Mit Christian Enzler sprach Felix Zgraggen.







10 Jahre Mathis Orgel Au
12.01.2021
8 Bilder
Fotograf/-in
Felix Zgraggen

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Bereitgestellt: 30.09.2021
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